Mein Selbstbild entscheidet darüber, wie ich mit mir rede
Du und ich, wenn wir uns treffen, reden wir wahrscheinlich sehr freundlich miteinander. Es macht Freude, sich wertschätzend und nett zu begegnen. Es tut mir gut, durch unseren Ort zu laufen und meine Nachbarinnen zu treffen. Wir lächeln uns an, führen vielleicht ein kurzes Gespräch. Das Leben ist so wunderschön, wenn es von Freundlichkeit und Wertschätzung durchzogen ist.
Aber wie rede ich mit mir selber? Bin ich zu mir genauso freundlich wie zu meiner Nachbarin oder meiner Freundin? Wie ist es bei Dir?
Ich habe viele Jahre oft unfreundlich mit mir gesprochen. Wenn ich mit meinen Leistungen unzufrieden war oder mein Tagesziel nicht erreicht hatte, habe ich mich dafür kritisiert. Da ich einen Hang zu Perfektionismus habe und Zeiteinteilung nicht meine größte Stärke ist, passierte das leider immer wieder. Nachts habe ich oft im Bett gelegen und mich von all den Aufgaben erdrücken lassen, die ich, meiner Meinung nach, noch hätte schaffen müssen.
Ich liebe es, fleißig und zielstrebig an Dingen zu arbeiten, ich liebe es, Dinge aufzubauen und ich liebe Menschen. Aber meine Grenzen und mein Bedürfnis nach Ruhe habe ich nicht geliebt. Einen Teil von mir habe ich gepusht, einen anderen ignoriert.
Wie nehme ich mich und mein Handeln war? Finde ich mich gut? Ich habe mich dazu entschlossen, dass ich mich kennenlernen und liebgewinnen möchte. Und zwar alle Facetten, nicht nur die Vorzeige-Linda.
Den Wunsch danach, sich selber kennenzulernen und wertzuschätzen ist ein guter Anfang für positive Selbstgespräche.
Warum sind positive Selbstgespräche so wichtig?
Wie ich mit mir spreche, hat Auswirkungen auf meine Gesundheit.
Negative Gedanken lösen meist negative und angstvolle Gefühle aus, die unseren Körper in Stress versetzen. Und Stress ist ein ganz übler Geselle. Körper und Verstand sind unter Stress extrem belastet. Und Stress lagert sich ab, in unseren Zellen, in unserem Gehirn und unseren Emotionen. Wer oft unter Stress steht, wird automatisch auch schneller gestresst und so entsteht ein Teufelskreis. Wir sind nicht mehr belastbar, Lebensfreude geht verloren und wir fühlen uns überfordert. Und, zack, haben wir dadurch schon wieder neuen Stoff für negative Selbstgespräche. Irgendwann schreit der Körper dann auf. Ich merke das an extremer Müdigkeit, Herzklopfen oder Magenschmerzen.
Ich kenne diese Schleife und habe einige Jahre in ihr festgehangen, bis ich, Gott sei Dank, einen Absprung geschafft habe. Dazu brauchte es eine ausgewachsene Lebenskrise. Wie gut, dass Sie gekommen ist.
Wie ich mit mir spreche, hat Auswirkungen auf meine Geschichte
Wie Du über Dich denkst ist maßgeblich entscheidend für Deine Lebensgeschichte.Wenn wir uns und unser Tun ständig schlecht bewerten, treffen wir völlig andere Entscheidungen im Leben als wenn wir nett und positiv mit uns umgehen.
Ich bin mir sicher, vor fünf Jahren hätte ich niemals den Mut gefunden, einen Blog zu schreiben. Vor fünf Jahren war ich aber auch noch nicht bereit meine Grenzen anzunehmen. Damals hätte ich Perfektion erwartet, heute erwarte ich von mir das Allerbeste was ich habe. Das macht für mich einen gewaltigen Unterschied.
Wie gehst Du wohl zur Arbeit, wenn Du Dir immer sagst, dass Du nicht so gut bist wie Dein Kollege?
Wie gehst Du mit Deinem Körper um, wenn Du ihm immer sagst, wie hässlich er ist?
Wie gehst Du auf Deine Liebsten zu, wenn Du dir selber zusprichst nicht genug zu sein?
Wie ich mit mir spreche, hat Auswirkungen auf meine Beziehungen
Wenn ich gut zu mir bin, gut mit mir spreche, entsteht eine große Klarheit und Freiheit in mir. Das ist für mich eine wundervolle Erfahrung. Ich bin weniger auf das positive Feedback der Menschen um mich angewiesen und kann Ihnen dadurch viel echter begegnen. Das schafft eine völlig neue Nähe. Wenn ich schlecht über mich denke, suche ich die positive Zustimmung um mich herum. Dadurch verhalte ich mich unecht um zu gefallen. Das schafft Distanz oder Freundschaften, die auf bestimmten Verhaltensmustern gegründet sind.
Wie fange ich an gut mit mir zu sprechen?
Der "Beste-Freundinnen-Trick"
Als ich diese Reise begonnen habe, war mein Stresspegel oft so hoch, dass ich mich erst einmal beruhigen musste. Hier hat mir der "Beste-Freundinnen-Trick" geholfen. Er war mein erstes handfestes Tool, das ich angewendet habe. Ich habe mit mir gesprochen als ob ich meine beste Freundin vor mir hätte. Ist es nicht interessant? Mit anderen sind wir oft viel gnädiger als mit uns selber! Ich habe mir vorgestellt, meine beste Freundin säße neben mir und hätte meine Sorgen. Und plötzlich sind so viele wohltuende und tröstende Worte aus mir herausgesprudelt. Die habe ich dann für mich selber angenommen.
Der Stress-Sensor
Ich merke Stress immer sehr schnell im Bauch. Wie merkst Du Stress? Auf dem Weg in eine neue Kommunikation mit Dir selber ist Dein Stress Dein bester Freund. Er zeigt Dir, wo Veränderung nötig ist. Lass das, was bisher immer gegen Dich gearbeitet hat, jetzt für Dich arbeiten. Der Stress zeigt Dir, wo Du Gedanken oder Meinungen hast, die Dich lähmen anstatt Dich lebendig zu machen. Stell Dir selber Fragen. Versuche herauszufinden, warum Du dich gerade so fühlst. Die folgenden Fragen kenne ich von mir. Die Liste lässt sich wahrscheinlich grenzenlos erweitern.
- Habe ich meine eigenen Erwartungen nicht erfüllt? Wenn ja warum? Und warum ist das schlimm für mich?
- Habe ich die Erwartungen eines anderen nicht erfüllt? Wenn ja warum? Und warum ist das schlimm für mich?
- Habe ich mich abgelehnt gefühlt?
- Warum hat diese Begegnung Stress in mir ausgelöst? (Ich gehe das Gespräch in Gedanken noch einmal durch).
- Habe ich mich durch ein Erlebnis an etwas Ähnliches aus meiner Vergangenheit erinnert?
- Hat diese Situation ein Thema in mir angerührt, was mit Ängsten oder Verletzungen belegt ist?
Wenn ich diese Fragen mit mir bespreche und Licht in meine Gefühle bringen kann, ist das oft schon ein sehr großer Trost für mich. Und sobald ich etwas verstehe, kann ich auch überlegen, wie ich damit umgehen möchte.
Doch sei geduldig mit Dir. Vieles in uns hat sich über Jahre und Jahrzehnte aufgebaut. Da braucht es Zeit, Geduld und ganz viel Selbstliebe um die Gefühle, die ganz von selbst aufploppen, zu verändern. Mir hilft es auch zu wissen, dass ich in Gottes Hand geborgen bin. Er liebt mich, wie ich bin und lässt mir Raum und Zeit meinen Weg zu gehen.
Enttäuschungen werden Dein bester Freund
Ich habe immer hohe Erwartungen an mich gestellt. Das tue ich bis heute. Doch etwas Entscheidendes hat sich verändert. Ich erwarte realistische Ziele von mir. Wenn Du von Dir enttäuscht bist, überprüfe Deine Erwartungen. Vielleicht möchtest Du Dich beim nächsten Mal mehr anstrengen. Vielleicht hast Du aber auch Erwartungen an Dich, die Du nicht ohne Stress erfüllen kannst. Dann ist es eine gute Übung, diese Erwartungen anzupassen. Gib´ Deinen Grenzen Frieden. Dann hat das ganze weite Land in Dir Frieden.
Wie schaffe ich es, gute Gedanken in mir einzuüben?
1. Gute Gedanken finden.
Dabei helfen Fragen wie:
Welche Gedanken beleben mich, geben mir Freiheit und Freude? Wie kann ich sie in klare, einfache Worte fassen?
Welche negativen Gedanken lösen in mir Stress aus und welche positiven Wahrheiten kann ich dem Stress gegenüberstellen?
2. Gute Gedanken wiederholen, durchdenken, anwenden, wiederholen, anwenden, wiederholen ...
Einmal erkannte Wahrheiten verfliegen so schnell wie sie gekommen sind, wenn wir sie nicht aktiv in unserem Alltag wiederholen. Nur durch ständiges Wiederholen können die negativen Muster in uns durchbrochen und erneuert werden.
Unser Gehirn ist von Natur aus im Energiesparmodus, deshalb scheint dieses neue Training anfangs schwer. Doch es lohnt sich. Die Energie, die ich heute einsetze, wird in tausendfacher Weise zu mir zurückkommen.
Vielleicht interessiert Dich auch mein Artikel "Dranbleiben" mit vielen praktischen Tipps, die mir beim Dranbleiben helfen.
Noch eine große Motivation
Manchmal erscheint es, als ob all die Mühe umsonst wäre. Wir fühlen uns gleich, der Stress bleibt und die gewünschte Veränderung bleibt aus. Doch ich erlebe es, dass die Veränderungen schleichend kommen. Wir können uns nicht in einem Moment verändern. Es braucht viele kleine Schritte, und plötzlich, ohne das ich es für genau diesen Tag geplant hast, bin ich am Ziel angekommen. Plötzlich, wie aus dem Nichts, reagiere ich anders als gewohnt und kann es selber kaum glauben. Das sind die Momente, in denen ich vor Glück platzen könnte. Dann weiß ich, dass all die Mühe sich gelohnt hat.
Lass Dich also nicht entmutigen, wenn Du nicht sofort Veränderungen wahr nimmst. Sie werden kommen.
Ich habe Euch gefragt, welche Sätze sich in Euren positiven Selbstgesprächen herauskristallisiert haben. Was sprecht Ihr Euch regelmäßig zu, um mutig und lebensfroh durch Eure Tage zu gehen?
Ich freue mich über die vielen Antworten, die ich von Euch bekommen habe. So unterschiedlich wie ein bunter Blumenstrauß.
Ich habe einige davon für Euch illustriert. Wenn etwas dabei ist was zu Dir passt, dann druck es Dir aus, bring ein bisschen Farbe mit aufs Blatt und häng es Dir auf. Oder schreibe Dir selber gute Worte auf Blätter. Verteile Sie, wo immer Du unterwegs bist, um Dich selber zu erinnern.

Kommentar schreiben