· 

Als ich meinen Kopfsalat sortierte – Von der Überforderung im Kopf

Nicht denken ist bekanntlich für Frauen fast unmöglich. Und zugegeben, genau zu dieser Sorte Frau gehöre ich. Vor einigen Jahren bekam ich eine Einladung mit meiner Freundin Katrin in die Schweiz zu reisen. Sie schloss damals ihre Seelsorge-Ausbildung in einer Schweizer Schule ab. Und ich wollte einen schönen Urlaubstag mit ihr dort verbringen. Den Vorschlag, dort einen Seelsorgetermin wahrzunehmen, fand ich verlockend. Und so sagte ich zu. Jetzt stand ich vor der großen Herausforderung mein "großes Lebensproblem" in Worte zu fassen. Meine größte persönliche Not war zu diesem Zeitpunkt (und schon viele Jahre davor), dass mein Kopfinhalt einem gemischten Salat glich. Ich hatte immer das Gefühl, gleichzeitig 1000 Gedanken im Kopf zu haben, aber keinen richtig zu Ende bringen zu können. Geschnittene Paprika, Salatblätter, Kräuter ... ein heilloses Durcheinander. In der Salatschale sehr beglückend, im Kopf eher bedrückend. Damals bekam ich auf diese Not keine Antwort. Vielleicht war ich noch nicht bereit dazu.

 

Heute habe ich auch noch gelegentlich solche Salat-Erlebnisse. Zum Beispiel, wenn ich mich überfordert fühle oder wenn Zuhause mal alles drunter und drüber läuft. Aber es ist kein Dauerzustand mehr. Klarheit und Freiheit war immer mein Wunsch, mein Ziel meine Hoffnung. Das ist heute immer noch so. Ich bin auf dem Weg dorthin und das ist gut.

 

Bevor ich praktisch werde, was mir persönlich zu mehr Klarheit und Freiheit im Kopf verholfen hat, möchte ich eine Sache erwähnen, die Freiheit auf einer ganz tiefen Ebene für mich bedeutet: Ich muss nicht auf alle Fragen eine Antwort haben und ich muss nicht alles verstehen können. Vielleicht später, vielleicht auch nie. Ich muss nicht alles klar kriegen, um klar zu werden. 

Ich muss nicht Alles klar kriegen um klar zu werden.

Für jemanden wie mich war und ist das eine schwere Schule. Ich habe mich oft selbst mit den Worten "Dumm" oder "Naiv" beschimpft. Die beiden Worte waren in dem Tomaten-Paprika-Gemisch als Essig ein steter, bitterer Begleiter. Heute weiß ich, dass ich meine Stärken und Schwächen habe und nehme sie beide auch meistens an. 

 

Früher habe ich mich am liebsten vor neuen Informationen geschützt. Neue Menschen, neue technische Geräte, oder Diskussionsthemen, die mich überrannt haben. Ich hatte ständig Angst, dass mein System kollabiert und zusammenbricht. Erst mal Grundordnung reinbringen, dann kann was Neues kommen. Ich konnte vieles auch einfach nicht mehr aufnehmen. Auch heute denke ich langsam und gründlich. Es braucht Zeit neue Informationen zu verarbeiten. Aber das ist okay. Immerhin lasse ich mich heute darauf ein. 

 

Das Buch "Wie ich die Dinge geregelt kriege" von David Allen war für mich ein wahrer Durchbruch. Ich muss gestehen, dass ich nur die Blinkist-Kurzfassung gelesen habe, aber darin habe ich mich wiedergefunden. David Allen beschreibt das menschliche Gehirn wie den Arbeitsspeicher eine Festplatte. Wir halten unseren Arbeitsspeicher ständig belegt mit allen möglichen, gerade nicht relevanten, Informationen. Kurzfristige Aufgaben wie "Du willst noch die Blumen gießen." Oder große Projekte, die du angehen möchtest wie "Du solltest langsam anfangen Deinen Sommerurlaub zu planen." Diese zwei Beispiele lassen sich zu einer endlosen Kette von Gedanken erweitern, die ständig unseren Arbeitsspeicher belegt. Wenn wir einen Weg finden diese Informationen VERLÄSSLICH auf einer Festplatte abzulegen, auf die wir jederzeit zugreifen können, ist unser Arbeitsspeicher frei, um im Alltag besser zu funktionieren. Dieses Bild war für mich ein Durchbruch. Das dazugehörige "Ordnungssystem", seine Gedanken zu sortieren und systematisch niederzuschreiben, habe ich lange praktiziert. Dieses Buch mit dem verheißungsvollen Titel ist eine Empfehlung für alle, die sich für diese Themen interessieren.

 

Doch dann habe ich eine Entdeckung gemacht, die für mich noch einen großen Schritt weiter ging. Das Kalendersystem "Bullet Journal". Der Trend kam bei mir vor einem guten Jahr an. In erster Linie fielen mir die Künstler auf, die ihre wundervollen Monatsgestaltungen auf Papier präsentierten. Doch dann stieß ich auf  Carroll Ryder, den Erfinder des Bullet Journal. Sein Buch "Bullet Journal" habe ich mehr verschlungen als die beste Packung Pralinen. Es geht um ein System aus "Datenerfassung" wie ich es schon im ersten Buch gelernt habe. Dazu kommt ein Kalender und ein fester Platz zur täglichen Reflexion, um zu analysieren, warum man tut, was man tut oder wie man bestimmte Situationen erlebt. Und auch Carroll Ryders Buch ist eine absolute Empfehlung für alle, die sich mehr Focus, mehr Klarheit und Freiheit im Kopf wünschen. Was das Thema für mich noch versüßt, ist, dass mein Mann Marc sich auch für dieses System begeistert hat. Und so sitzen wir oft Abends mit unseren Büchern zusammen auf der Couch (meins ist Gold, seins grau) und besprechen die nächsten Tage oder das, was uns gerade beschäftigt. 

 

Das Ziel ist Klarheit und Freiheit. Dieser Blog ist auch für mich ein Schritt auf diesem Weg. Ich schreibe für Dich und für mich und bringe das, was mich beschäftigt auf den Punkt, schwarz auf weiß. Ich freue mich wenn Du mir folgst auf Facebook, Instagram oder meiner Internetseite, meine Beiträge teilst und kommentierst. 

 

Und jetzt zu der Frage, ob es manchmal besser ist nicht zu denken. Ja. Ich habe zwei Bereiche entdeckt, in denen ich meinen Kopf ausschalten möchte. Zum einen wenn ich nicht weiterkomme und meine Gedanken sich ständig im Kreis drehen. Ab einem bestimmten Punkt muss Schluss sein. Ich mache das dann indem ich bewusst an etwas anderes denke. Wenn das nicht klappt rufe ich jemanden an und frage wie es ihm geht. Am Leben eines Freundes teilzuhaben ist sehr hilfreich um sich nicht so viel um seine eigenen Sorgen zu drehen.

Ein zweiter Bereich ist dort, wo ich Ziele erreichen möchte. Dort wo ich schon viel gedacht habe, mir klare Ziele gesetzt habe und auch schon den Weg dorthin beschreite. Dann ist manchmal einfach Fleiß und Dranbleiben gefragt. Meine negativen Gedanken und Fehlschläge können mich da schon mal ordentlich ausbremsen. Dann ist immer wieder zweifeln nicht hilfreich. In diesem Fall einfach nur machen. 

 

Inspririert zu diesem Blogeintrag wurde ich auch von meiner Freundin Katrin und Ihrem Statement "Nicht denken. Machen. Dranbleiben." 

Nicht denken. Machen. Dranbleiben.

Mehr zu Ihren Gedanken zu diesem Thema findet Ihr unter www.katelin-music.de. Dazu wundervolle Musik und ganz frisch ihr erstes Musikvideo "Summerwind", das dazu einlädt für einen Moment die Gedanken ruhen und sich erfrischen zu lassen mit einer Prise Freiheit und Klarheit und Schönheit. 

 

Mit diesem Musikgruß sende ich Dir Sommergrüße. Deine Linda

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Katrin (Sonntag, 02 August 2020 08:27)

    Wow! Was für ein toller Artikel ...
    I Know what you are Talking about!

    ���

  • #2

    Andrea (Freitag, 07 August 2020 18:18)

    Mir aus der Seele gesprochen. Salat in jeglicher Form (Blatt.....Kabel.....Reis.....) herrscht ständig in meinem Kopf. Und manchmal welkt er einfach so vor sich hin ohne jemals in Nährstoff verwandelt zu werden. Danke für die Ermutigung und die praktischen Tips.